Die Feier stand unter dem Zeichen der Trauer und der Freude

120 Gymnasiasten nahmen am Samstag ihre Abiturzeugnisse entgegen. Sie freuten sich, aber sie weinten auch. In ihrer Mitte fehlten 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen. Sie waren am 24. März 2015 bei einem absichtlich herbeigeführten Flugzeugabsturz in den französischen Alpen gestorben.

Halterner Zeitung, 10.07.2017, von Elisabeth Schrief

„Sie gehören zu uns, heute ganz besonders“, betonte Schulleiter Ulrich Wessel bei der Feierstunde in der Schulzentrumsaula.

Wie sehr, das zeigten die Abiturienten auch vorab im ökumenischen Gottesdienst, gehalten in der Sixtus-Kirche von Pfarrer Karl Henschel und Pastoralreferent Gregor Coerdt. Sonnenblumen und Namensschleifen säumten den Weg zum Altar. Damit holte der Jahrgang die Verstorbenen symbolisch in seine Mitte zurück. In Texten und Liedern „spiegelte sich die Sehnsucht wider, dass es irgendwo am blauen Himmel ein Land gibt, in dem die Träume wahr werden, in dem wir uns wiederfinden“, fand Schulleiter Ulrich Wessel ein schönes Gesamtbild.

„Behaltet das Leben lieb!“

Ein schwerer Tag für die Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Einige kamen zum Gottesdienst, andere fuhren aus Haltern fort. Kirsten Lütkenhaus, die Mutter von Paula, richtete stellvertretend Worte an die Abiturienten. „Es fehlt so viel im Leben, zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Orten, mit unterschiedlicher Intensität. Aber wir müssen dieses Fehlen in unser Leben aufnehmen und unserem Leben Gehalt geben.“ Sie wünschte den Abiturienten von Herzen alles Gute und bat sie, sich über den Erfolg zu freuen: „Behaltet das Leben lieb!“

Beispielhafte Gemeinschaft

„Niemand wird Ihnen heute Ihre Freude und Ihre Feier missgönnen“, sagte später in der Aula Ulrich Wessel. Die Jahrgangsstufe habe sich in den schweren Tagen so würdevoll verhalten und sich als besondere Gemeinschaft hervorgetan. „Heute dürfen Sie stolz auf das Erreichte sein.“

Ihre Feier hatten sie überschrieben mit dem Titel „Abinopoly – auf dem Weg zur Schlossallee“. Bürgermeister Bodo Klimpel griff das in seiner Rede auf: „Sie stehen heute am Ziel und am Start zugleich. Sie; suchen nun neue Straßen an neuen Orten mit neuen Herausforderungen.“ Die Abiturienten dürften mit einer großen Portion Zuversicht nach vorn schauen. Qualifizierte, motivierte Talente seien gefragt wie lange nicht. „Sie müssen ja nicht gleich die ganze Welt retten.“

Für die Schulpflegschaft sprach Susanne Zurlinden. Der erste große Lebensabschnitt sei gemeistert. „Seid mutig, verwirklicht Eure Träume und schiebt nichts auf“, ermutigte sie den Jahrgang und riet ihm, in Kontakt zu bleiben. Denn eine Schulzeit verbinde ein Leben lang.

Ellen Schrief und Thomas Düttmann (jahrgangsbegleitende Lehrer) erinnerten an Vergangenes. Der Jahrgang habe gefeiert, aber auch unfreiwillig Erfahrungen mit Trauer gemacht, die man niemandem wünsche. „Sie verlassen heute die geschützte Sphäre, um in eine neue Welt einzutreten.“ Dazu wünschten beide gutes Gelingen.

Neue Straßen

„Ich glaube, wir haben heute nur einen weiteren Schritt gemacht, wie beim Monopoly“, sprachen die Jahrgangssprecher Leo Backmann und Johanna König das Schlusswort. Sie hätten kräftezehrend das Kapital angehäuft, um nun neue Straßen zu kaufen. In der Tragödie vom 24. März hätten sie sich noch einmal neu kennengelernt und seien zusammengewachsen. „Wir waren eine geile Stufe und jetzt dürfen wir feiern. Abi ist Abi!“

Besondere Leistungen und Ehrungen

  • Mit einem Notendurchschnitt von 1,0 legte Christopher Schweigmann 2017 das beste Abitur ab, ihm folgte Oliver Erfkämper mit einem Abschluss von 1,1.
  • Die Deutsche Mathematik-Vereinigung ehrte Christopher Schweigmann für herausragende Abiturleistungen in Mathematik.
  • Die Gesellschaft Deutscher Chemiker zeichnete Jan Brysch als jahrgangsstufenbesten Chemiker aus.
  • Die Deutsche Physikalische Gesellschaft verlieh Benedikt Lotz für hervorragende Leistungen im Fach Physik sowie Janina Kock, Mica Mensmann, Erik Overhues und Christopher Schweigmann für sehr gute Leistungen Preise.

Das fabelhafte Musikprogramm gestalteten unter Leitung von Zita Albrecht der Projektchor des Gymnasiums, Soufjan Ibrahim, Veronika Palm, Johanna Janz, Tino Röttger, Leonie Manz und die Musical-AG.

Impressionen (RN-Fotos Thieme-Dietel)