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Vor der Lindenallee 32a in Kleve erinnern nun vier Stolpersteine an die Familie Weyl.

Am 16. Februar 2017 wurden in Kleve vier Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie von Eva Weyl verlegt. Die Verlegung wurde von einer kleinen Zeremonie begleitet, auf der u. a. Eva Weyl an das Unrecht erinnerte, das ihrer Familie angetan wurde. „Es ist ein Wunder, dass ich heute hier stehe, in Kleve, wo man meine Familie verhöhnt und vertrieben hat“, sagt die 81-Jährige, die mit ihren Söhnen und einer Enkelin zur Stolpersteinverlegung nach Kleve gekommen ist. Bei der Gedenkveranstaltung war auch eine kleine Delegation vom Joseph-König-Gymnasium, von der Alexander-Lebenstein-Realschule und von weiteren Halterner Bürgern angereist.

Stolpersteine

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Künstler Gunther Demnig bei der Verlegung der Stolpersteine in Kleve.

Seit 1992 verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig Stolpersteine und möchte auf diese Weise an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors erinnern. Jeder der quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken wird einzeln gefertigt und jede Inschrift von Hand mit Namen und Daten eingemeißelt. Wenn eben möglich, kommt Demnig persönlich, um die Steine zu verlegen. Orte für die Stolpersteine sind immer die letzten selbstgewählten Wohnhäuser der Opfer des Nationalsozialismus. Mittlerweile liegen Tausende von Stolpersteinen in vielen deutschen und europäischen Städten – seit 2005 auch in Haltern am See.

Eva Weyl

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Eva Weyl bei ihrem ersten Vortrag in Haltern 2014.

Das Joseph-König-Gymnasium und Haltern sind mit Eva Weyl auf eine besondere Weise verbunden: Erstens stammen die Vorfahren der Familie Weyl aus Haltern, zweitens wird Eva Weyl nicht müde, die jüngste Generation – künftige „Zweitzeugen“ – an die Schrecken der Nationalsozialisten zu erinnern, auch bei uns in Haltern. Bereits dreimal – zuletzt im Dezember letzten Jahres – hat sie unser Gymnasium und die Realschule besucht, um in einem sehr ergreifenden Vortrag von ihrer Verfolgung, Deportation und Internierung durch die Nationalsozialisten zu erzählen.

Eine „Kette von Zufällen“

Die Familie von Eva Weyl hat bis in die 1930er Jahre in Kleve gelebt. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, flohen die Eltern von Eva Weyl in die Niederlande, wo Eva 1935 zur Welt kam. Evas Tante Trude Weyl floh 1937 in die USA. Die Großeltern blieben trotz der zunehmenden Entrechtung zunächst in Kleve. Als die Großmutter Sophie Weyl erkrankte und nicht im Klever Krankenhaus behandelt wurde, weil sie Jüdin war, musste sie bis nach Düsseldorf transportiert werden. An den Folgen der verspäteten Behandlung ist sie dann verstorben. Ihr Ehemann David Weyl folgte 1939 seinem Sohn Hans Weyl nach Arnheim. Nach dem deutschen Einmarsch in die Niederlande im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Familie in Westerbork interniert. „Wir haben es nur einer wundersamen Kette von Zufällen zu verdanken, dass wir überlebt haben,“ resümiert Eva Weyl. Hans und Margot Weyl sowie ihre Tochter Eva überlebten den Krieg im KZ Westerbork, David Weyl wurde weiter nach Theresienstadt deportiert und dort befreit. Er folgte seiner Tochter in die USA und starb dort 1948 an den Spätfolgen der KZ-Haft.

An David, Sophie, Hans und Trude Weyl erinnern nun vier Stolpersteine vor dem Grundstück Lindenalle 32a in Kleve, auf dem ihr Wohnhaus vor acht Jahrzehnten stand. Am selben Tag wurden noch 19 weitere Stolpersteine in Kleve verlegt. Es handelte sich um die zweite Stolpersteinverlegung in Kleve.