Theatromat 2017 05 Slider

Klicken Sie auf das Bild, um ein Video von den Proben des Stückes zu sehen. (RN-Foto Wolter)

Am Ende rockten sie die Bühne und das Publikum hielt es nicht mehr auf den Sitzen: Die Literaturkurse des Joseph-König-Gymnasiums landeten mit ihrer Aufführung „Der Theatromat“ einen Volltreffer und sorgten bei den Zuschauern in der Aula des Schulzentrums am Dienstagabend für Begeisterung.

Halterner Zeitung, 16.03.2017, von Jürgen Wolter

Allerdings: Eigentlich sind diese Zuschauer ja nicht echt, denn Menschen werden nicht mehr benötigt im Theatromaten, sie stören nur. Das ist jedenfalls die Botschaft des Erfinders und Verkäufers dieses vollautomatischen Theaters (Leon Schulte in einer Mammutrolle mit viel Text). Er präsentiert zwei Kaufinteressenten (Daniel Nolde und Florian Kettelmann) seine Erfindung, in der die Figuren auf Knopfdruck per Fernbedienung agieren und vier Klone mit nacktem Oberkörper (Jan Asholt, Leonard Backmann, Michael Kreienbaum und Thomas Pitko) fürs Bühnebild sorgen.

Was der Theatromat den Kaufinteressenten zu bieten hat, überzeugt sie schließlich und sie schlagen zu. Auch die verschiedenen Publikumstypen kaufen sie gleich mit dazu: vor allem die, die viel klatschen, sind heiß begehrt.

Kein Genre außen vor

Zuvor zeigt der Verkäufer aber, was sein Theater alles kann: Kein Genre bleibt außen vor, da rasen die Lokomotiven auf Rollschuhen durch den Saal wie im „Starlight Express“, da sterben Julia (Theresa Bredeck) und Romeo (Kira Mertmann) ihren berühmten Theatertod, und selbst Monty Pythons skurril-bissige Theaterkomiktruppe macht die Bühne unsicher.

Besonders überzeugt die beiden Käufer (und das Publikum) ein Ausschnitt aus „Der Club der toten Dichter“, in dem Simon Nagel in die berühmte im Film von Robin Williams verkörperte Rolle des Lehrers Keating schlüpft. Dass in der Klassenszene dann auch Hausmeister Matthias vom Brocke einen Kurzauftritt hat, sorgt bei den Schülern und Eltern im Publikum für eine besondere Überraschung.

Nach der Pause wird es dann politisch: Paul Gimbel sorgt mit seinem sehenswerten Auftritt als Arturo Ui (Adolf-Hitler-Parodie) aus dem Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ für einen weiteren Höhepunkt im Programm, noch gesteigert in einer Szene aus „Die Ermittlung“ von Peter Weiss, in der der Autor den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters nachempfindet.

Alle Szenen parallel

Dann schwenkt der Theatromat abrupt wieder um und Pippi Langstrumpf erscheint auf der Bühne. So einer Vielfalt können die Käufer nicht widerstehen und ordern schließlich die Wundermaschine, und das, obwohl es kurz vor Schluss noch zu einer Panne kommt: Die Putzfrauen (Anja Eßmann und Karola Schrief) spielen mit der Fernbedienung und plötzlich laufen alle Szenen parallel und wild durcheinander.

Trotzdem wird der Kauf besiegelt und das Ergebnis gefeiert: Zum Schluss ist auf der Bühne und im Saal nur noch Party angesagt.