Tschernobyl_Aktionstag 2017 01

Im Rahmen der Aktionswoche „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ besuchte ein Zeitzeuge der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl von 1986 das Joseph-König-Gymnasium.

Der Besuch war eingebettet in die Unterrichtsreihe „Förderung und Nutzung fossiler Energieträger“, die die Schülerinnen und Schüler zweier Erdkundekurse der Einführungsphase projektartig in Form von Gruppenarbeiten und Präsentationen seit einigen Wochen vorbereiteten.

Der Zeitzeuge

Henadz Kandratsenka wurde 1949 im Kreis Dobrusch bei Gomel in Weißrussand in einer Bauernfamilie geboren. Nach dem neunten Schuljahr bezog Henadz die medizinische Fachschule und wurde als Arzthelfer ausgebildet. Dann diente er als Soldat in der Sowjetarmee. 1977 absolvierte er mit Auszeichnung die medizinische Universität in Minsk. Seit den ersten Tagen war er innerhalb der 50-km-Zone um Tschernobyl als Arzt im Einsatz. Er untersuchte und behandelte die Bevölkerung im Kreis Bragin und Hoiniki beim Reaktor.

Das Interview

Professor Dr. Henadz Kandratsenka und der Dolmetscher Isak Margolin aus Minsk berichteten drei Duzend Jugendlichen von seinen damaligen Erfahrungen, den Folgen und Lebensumständen in der Region und brachte ihnen die Problematik und die Aktualität von Gefahren der Atomkraft näher. In einer anschließenden Diskussionsrunde zeigten sich die Schülerinnen und Schüler besonders interessiert und nachhaltig beeindruckt von Kandratsenkas Schilderungen, was an zahlreichen Beiträgen und Fragen deutlich wurde.

Der Hintergrund

Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 nahe der ukrainischen Stadt Prypjat und gilt als der schwerste atomare Unfall des 20. Jahrhunderts. Sie wurde nicht nur als nationale, sondern als europäische Katastrophe erlebt. Um die Erinnerung an Tschernobyl wachzuhalten, sprechen alljährlich Zeitzeugen vor Schulklassen, um ihre einschneidende Erfahrungen an nachfolgende Generationen weiterzugeben.

Die Zeitzeugeninterviews werden alljährlich im Kontext zum Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl vom Dachverband Umweltforum Münster e.V. in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) Dortmund organisiert.