Bei der Verleihung der Abiturzeugnisse am Joseph-König-Gymnasium am Samstag war in diesem Jahr Corona-bedingt nichts wie sonst. Oder etwa doch?

Halterner Zeitung, 29.06.2020, von Jürgen Wolter

Das Abitur fand unter besonderen Bedingungen statt, und die Verleihung der Zeugnisse am Gymnasium auch. Aber: Schüler und Lehrer reagierten auf die Corona-bedingten Einschränkungen mit bemerkenswerter Kreativität und schafften, was kaum möglich schien: eine schöne Abschlussfeier.

Musik, Gesang, Tanz, das sind sonst feste Bestandteile der Abschlussfeier am JKG. Ganz mussten die Abiturienten und ihre Eltern auch in diesem Jahr nicht darauf verzichten. Ein Instrumentalensemble spielte live „We are the Champions“ von Queen und – besonders beeindruckend -, da nicht gesungen werden durfte, hatten eine Band und mehrere Sängerinnen und Sänger den Song „Don’t Stop Believin‘“ von Journey jeweils einzeln eingespielt und dann als Collage zu einem Musikvideo zusammen geschnitten: eine aufwändige Arbeit mit Gänsehauteffekt. Auch die Botschaft der Kirchen kam diesmal nur per Video.

„In der Krise Charakter gezeigt“

Für einen besonderen Applaus sorgte auch eine Aktion der Jahrgangsstufenbegleiterinnen: Nicole Preissler und Ellen Schrief verteilten kleine „Abibälle“, die sie selbst gebastelt hatten, da der richtige Abiball ebenfalls nicht stattfinden konnte. Die Zeugnisübergabe fand drei Mal statt: Es durften jeweils nur 38 (bzw. 39) der 115 Abiturienten mit ihren Eltern in die Aula.

„ABI DC – Way out of Hell“ – Dieses Motto hatten die Abiturienten 2020 für ihren Abschluss gewählt. Ob sie damit nur ihre Flucht aus der „Hölle Schule“ thematisieren wollten, stellte Schulleiter Ulrich Wessel in seiner Rede infrage. Er bescheinigte den Abiturienten, dass sie in der Krise Charakter gezeigt und sich noch einmal neu gefunden hätten.

Ihren Weg aus der Hölle könne man auch verstehen als den Willen, sich in die Gesellschaft einzubringen, Themen wie Klimawandel, politische Veränderungen und Probleme wie Ausländerfeindlichkeit und wachsenden Antisemitismus nicht aus den Augen zu verlieren. Das Motto könne auch bedeuten, die Gesellschaft neu positiv zu gestalten und nach neuen Wegen zu suchen.

Das Gymnasium habe ihnen Werte wie Demokratie, Nächstenliebe und Toleranz vermittelt. Wessel forderte die Schüler auf, sich für eine liebens- und lebenswerte Welt einzusetzen. „Wenn etwas beser werden soll, muss man etwas Neues machen“, zitierte er sinngemäß den Physiker Georg Christoph Lichtenberg.

Michael Müller, der Vorsitzende der Schulpflegschaft, frage nach der Normalität in Zeiten von Corona: „Heute sind Abstand und Verzicht normal, wo früher Umarmungen, gemeinsame Feiern und Nähe angesagt waren“, so Müller. Daraus hätten auch die Abiturienten gelernt: „Nichts auf der Welt ist wirklich selbstverständlich.“ Auch Bürgermeister Bodo Klimpel beglückwünschte bei der ersten Zeugnisverleihung die Abiturienten zu ihren Abschlüssen, mit denen ihnen nun alle Türen offenstünden. Zum Schluss mischte sich etwas Wehmut in seine Rede: Es war die letzte, die Klimpel als Halterner Bürgermeister in der Aula des Schulzentrums hielt.

Bester Abischnitt 1,1

Den besten Abiturschnitt mit jeweils 1,1 haben 2020 am JKG Nils Hildebrand und Malte Nipper erreicht. Malte Nipper erhielt außerdem einen Buchpreis von der Deutschen Mathematik-Vereinigung.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker verlieh Annika Dittmar und Nils Hendrik Hildebrand eine Urkunde, Lukas Boeren wurde von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft mit einem Buchpreis geehrt, die auch Paul Arndt, Johanna Fröhlich, Steffen Hüls und Torben Kanter auszeichnete.

Und wie fühlt sich ein Abi in Coronazeiten an? „Sehr gut, trotz allem“, fanden Greta Dammer und Maren Groneberg. „Hauptsache, wir haben es geschafft!“